Neue Farbe für alten Weizen

Göttingen, 20.04.2022

Studierende der Universität Göttingen forschen an farbigem Weizen – Saatzucht Breun züchtet weiter

 ((pug) Der Forschungsdrang war groß: Sechs Studierende der Agrarwissenschaften an der Universität Göttingen begannen 2018, roten, violetten und blauen Weizen zu züchten. Hierfür kreuzten sie etablierte mitteleuropäische Sorten mit farbigen genetischen Ressourcen und selektierten die besten Nachkommen. Die Universität förderte das Projekt, an dem mittlerweile die nächste Generation Studierender arbeitet, im Programm „Forschungsorientiertes Lehren und Lernen“ (FoLL). Die wissenschaftliche Analyse von Nachkommen aus diesen Kreuzungen wurde ebenfalls gefördert und brachte im vergangenen Jahr gute Ergebnisse. Nun möchte die Saatzucht Josef Breun GmbH mit dem studentischen Material farbige Sorten züchten.

 

„Die Idee war, schon im Studium das Wissen aus dem Hörsaal auf dem Feld anzuwenden“, schildert Tobias Niehoff. „Der farbige Weizen ist dafür ein geeignetes Modell. Die genetischen Veranlagungen für farbige Körner kommen ursprünglich aus äthiopischen Weizen und Wildgräsern, die aber nicht an unsere Anbaubedingungen angepasst sind.“ Die Färbung des Weizens wird wie bei Heidelbeeren oder roter Bete durch Anthozyane verursacht. Ziel der wissenschaftlichen Analysen war es, das Farbprofil – genauer: das Anthozyanprofil – qualitativ und quantitativ zu bestimmen. „Das ist eine Voraussetzung, um die Pflanzen mit dem besten Potenzial auswählen zu können“, erläutert Mila Tost. „Anthozyane sind natürliche Antioxidantien und gelten deshalb als gesundheitsfördernd.“
Bislang ist farbiger Weizen nur ein Nischenprodukt. Die Saatzucht Josef Breun plant, das Göttinger Material weiterzuentwickeln, um in Zukunft eine Sorte auf den Markt zu bringen. Das mittelständische Pflanzenzuchtunternehmen ist seit 1906 in der Züchtung der Getreidearten Winterweizen, Wintergerste und Sommergerste tätig. Das fränkische Familienunternehmen in vierter Generation verfügt über Zuchtstationen im In- und Ausland und produziert in eigenen landwirtschaftlichen Betrieben technisches Saatgut. Mit dem Verkauf einiger Linien aus dem Projekt hört das Projekt jedoch nicht auf: Die Studierenden arbeiten weiterhin an der Verbesserung der Farbe und der Anbaueignung, und die Abteilung Qualität und Sensorik pflanzlicher Erzeugnisse der Universität Göttingen plant Untersuchungen zur Backqualität von Farbweizen.
Den Lizenzvertrag zwischen Universität und Unternehmen vermittelte die MBM ScienceBridge GmbH, eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Georg-August-Universität Göttingen Stiftung Öffentlichen Rechts, die als Patentverwertungsagentur für insgesamt neun niedersächsische Hochschulen und wissenschaftliche Einrichtungen agiert. Das Programm „Forschungsorientiertes Lehren und Lernen“(FoLL) der Universität Göttingen bietet Studierenden die Möglichkeit, bereits im Bachelor-Studium erste Erfahrung in der praktischen Forschung zu sammeln. Studierende finden sich in einem Forschungsteam zusammen, entwickeln gemeinsam Projektideen und präsentieren ihre Ergebnisse einem öffentlichen Publikum. Betreut werden die Projekte von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des entsprechenden Fachs und der Hochschuldidaktik.

 

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